25.5.10

Lebenszeichen

Ich lebe noch... Seit ich im Arbeitsleben angekommen bin, fehlt mir nur (leider?) die Zeit mir übermäßig viele Gedanken zu machen, depri zu werden oder es niederzuschreiben, falls es dann doch mal der Fall ist. Dabei ist einiges passiert.
Nachdem J. seit Anfang des Jahres in meinem Wohnzimmer gewohnt hat, weil ihre Eltern sie rausgeworfen haben, kam es vor gut einem Monat zu einer Aussprache bei der ich meinem Frust darüber, dass sie ihren Arsch nicht hoch bekommt und sich nicht um ihre Dinge kümmert noch einmal deutlich zum Ausdruck brachte. Das Ende vom Lied war, dass ich sie um 12 Uhr nachts völlig apatisch mit einem Glas voll Paracetamol-Tabletten und einer Flasche Rum in der Badewanne gefunden habe. Auch wenn dabei im Grunde keine wirkliche Gefahr bestand, kann man sich sicher vorstellen, dass das nicht zu den Erfahrungen zählt, die man machen will...
Ironischerweise hat das ihr den nötigen Antrieb gegeben sich ein eigenes Zimmer zu suchen und sich wieder etwas ins Leben zu trauen. Auch wenn das gefährlich scheinen mag empfinde ich es doch als große Erleichterung. Ich habe nach Ewigkeiten wieder die Zeit um in mich selbst zu horchen und rauszufinden wo mein Bedürfnisse und Wünsche liegen. Kann wieder meine eigenen Sorgen haben und ich endlich wieder einfach mal alleine fühlen.

Die letzten 1 1/2 Jahre haben mein Leben mich so sehr verändert, so viel mit sich gebracht und letzlich so sehr an mir gezehrt. Ich wünschte mir wäre auf diesem Weg jemand begegnet, bei dem ich festgestellt hätte, dass ich ihm all das anvertrauen kann. So gibt es niemandem in meinem Umfeld, der die ganze Geschichte kennt. Einzelne Bruchstücke wohl, aber niemand kennt das Gesamtbild. Viele Dinge bleiben gänzlich unerzählt. Es liegt jetzt an mir herauszufinden zu wem mich das gemacht hat. Ich bin mir nicht sicher, ob ich davon ein besserer Mensch geworden bin - Ich glaube eher, dass ih zu jemandem geworden bin, der im Leben besser klar kommt.

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